Mittwoch, 17.Dezember 25, 15:00 Uhr : Seniorenweihnachtsfeier mit Tombola
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Manches ist sinnbildlich. Kaum im Innern der Ludwigskirche angekommen, ertönt das Glockengeläut – als Klingelton. Peter Böttcher greift entschuldigend zum Mobiltelefon. Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz ist am Apparat, eine der Fördermittelgeberinnen, durch die kirchliche Bauprojekte ermöglicht werden. Auch das saarländische Wahrzeichen hat in der Vergangenheit mehrfach von der Stiftung profitiert. Und da es an einem Denkmal bekanntlich immer etwas zu tun gibt, geht es in dem Telefonat bereits um die nächste Phase der Sandsteinrenovierung.
In den letzten zehn Jahren hat Böttcher viele dieser Telefonate geführt. Zusammen mit Martin Wendt hat sich der Bauingenieur und Professor an der htw saar um die Bauvorhaben rund um das saarländische Wahrzeichen gekümmert – alles ehrenamtlich in ihrer Freizeit. Wie kam es dazu?
Stiftung Ludwigskirche und Renovierungsvorhaben
Martin Wendt ist Rechtsanwalt in einer Saarbrücker Kanzlei. Gebürtig aus Norddeutschland folgte er der Liebe ins Saarland. Seine Frau ist in Alt-Saarbrücken aufgewachsen und seit ihrer Jugend in der evangelischen Kirchengemeinde aktiv. „Wir haben in der Ludwigskirche geheiratet, sonst sind wir gemeindlich eher im Bereich der Notkirche zuhause gewesen“, erzählt er. Als es im Jahr 2008 darum ging, mit einer Stiftung eine zukunftsfähige Struktur für die Ludwigskirche zu schaffen, war Wendt bei der Ausarbeitung der rechtlichen Strukturen von Anfang an dabei. „Es ergab sich dann, dass ich auch in den Vorstand der Stiftung berufen wurde“, denn seine fachliche Expertise wurde geschätzt.
Das erklärte Ziel der Stiftung sei von Anfang an gewesen, die Kirche für die Öffentlichkeit zu erhalten und sie auch vielfältig nutzen zu können. Daneben ging es natürlich darum, Geldmittel zu akquirieren, denn die damalige Kirchengemeinde Alt-Saarbrücken war mit den Unterhaltungskosten überfordert, eine schon damals perspektivisch notwenige Sanierung der Kirche aus eigener Kraft wäre undenkbar gewesen.
In Kooperation mit der Landesregierung gelang der Stiftung Ludwigskirche und der Stadt Saarbrücken ein glücklicher Coup: Über das Projekt „Barock trifft Moderne“ konnte eine Millionenförderung für die Umgestaltung von Ludwigskirche, Ludwigsplatz und den anliegenden barocken Stengelanlagen ins Saarland geholt werden.
Zu dieser Zeit, im Sommer 2015, als das erste Vorhaben konkret wurde, holte Wendt Peter Böttcher als Bauexperten mit an Bord. „Ich war vorher schonmal im Presbyterium gewesen“, erklärt Böttcher die Bekanntschaft und seine Nähe zur Kirchengemeinde. Mit der Ludwigskirche habe er aber bis dahin noch nie zu tun gehabt. Die war lange in Pfarrershänden gewesen. Das anstehende Großprojekt machte jedoch eine Professionalisierung unabdingbar.
Gemeinsam machten sich Wendt und Böttcher ans Werk, gestalteten einen Projektplan, verständigten sich über ein Konzept, in ständigem Kontakt mit dem Landesdenkmalamt und Ministerium für Kultur. Zusammen fungierten sie im Namen der beteiligten Träger als Bauherren und Projektverantwortliche oder, wie sie es bezeichnen, als „Projektkümmerer“, die auch gegebenenfalls das mit der Fachleitung beauftragte Ingenieursbüro unterstützten.
Ihr Vorhaben: Die Kirche soll langfristig und sinnvoll genutzt werden können, für alle Aktivitäten, die dort stattfinden, seien es nun Gottesdienste, Konzerte oder Gemeindeveranstaltungen und als ein Ort der Erinnerung und Mahnung zum Frieden.
Grundlegende Innensanierung zur langfristigen Nutzbarkeit
Schnell zeigte sich bei einer Bestandsaufnahme, dass für zu diesem Zweck eine grundlegende Umgestaltung des Kirchraums notwendig war. Die technische Ausstattung sei veraltet, die Lichttechnik unpraktisch und die Heizung („Elektroheizung unter zehn Zentimeter Steinfußboden“) ineffektiv und wirtschaftlich unrentabel gewesen, fassen sie zusammen. „Wir hatten eine museal hergerichtete Kirche auf dem technischen Stand der 70er-Jahre, die aber nicht richtig nutzbar war“, sagt Wendt.
Wichtig war ihnen, wenn sie sich schon an dieses Großprojekt wagen, dass sie sich nicht mit halben Sachen zufriedengeben würden. „Ich will an Weihnachten beim Krippenspiel auch die fünfjährigen Kinder hören können“, sagt Böttcher. Die Akustik müsse das entsprechend ermöglichen. Ob Heizung oder Licht, es sollte nachhaltig, kostensensibel und vor allem pragmatisch gearbeitet werden. Auf allerhand technische Unterstützung, beispielsweise digital gesteuertes Glockenläuten, eine vernünftige Lichtsteuerung via App oder einen Lastenaufzug wollte Böttcher ebenfalls nicht verzichten.
Eine Idee war geboren: „Wir verstecken die Technik, sodass man sie nicht sieht“, sagt Wendt. Dadurch lasse man gleichsam den barocken Raum wieder hervortreten.
Zeit- und Kostenplan eingehalten
Nachdem der erste Bauabschnitt zum Reformationsjubiläum 2017 beendet war, konnte in einem zweiten Schritt eine weitere Förderung des Bundes mit großer finanzieller Hilfe des Saarlandes eingeworben werden, rechtzeitig zum 250. Geburtstag der Ludwigskirche und zu den Feierlichkeiten zum Tag der Deutschen Einheit 2025 im Saarland.
Rund zehn Jahre und mehrere Bauabschnitte später macht ein Blick in die heutige Ludwigskirche das Erfolgskonzept deutlich. Die Technik verschmilzt praktisch mit dem Raum. Lautsprecher, Beleuchtung, Einbauschränke oder Lüftungsanlage – wenn man nicht bewusst hinsieht, fällt nichts davon auf. Das gilt auch für die Heizungsrohre, die sich direkt unter den Sitzbänken befinden.
Neben den Ergebnissen sprechen die Zahlen für sich: Nicht nur konnten alle Sanierungsphasen im sehr engen Zeitplan abgeschlossen werden. Darüber hinaus wurde auch der Kostenplan des 3,7 Millionen Euro teuren Projekts stets eingehalten. Diese Tatsache ist Wendt und Böttcher wichtig zu betonen, immerhin sei das heutzutage keine Selbstverständlichkeit.
Bundesverdienstkreuz für ehrenamtliche Bauherren
Der Einsatz von Wendt und Böttcher für das Wahrzeichen des Saarlandes wurde nun mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande ausgezeichnet. In einer Feierstunde verlieh die saarländische Kulturministerin Christine Streichert-Clivot ihnen den Orden für besondere Verdienste um das kulturelle Erbe.
Für Wendt und Böttcher entbehrt es auch nicht einer gewissen Ironie, dass sie als nicht gebürtige Saarländer sich der Aufgabe angenommen haben, das Wahrzeichen „ihres“ Bundeslandes auf solide Beine zu stellen. Wichtig ist ihnen aber auch zu betonen, dass „ohne das unheimliche Miteinander aller Beteiligten – Handwerker, Planer, Denkmalschutz und öffentliche Träger und Fördergeber sowie Spender“ alles nicht so gut funktioniert hätte.
Nachdem die Innensanierung der Ludwigskirche erfolgreich abgeschlossen werden konnte, haben die ehrenamtlichen Bauherren beschlossen, die Sorge um die Kirche in andere Hände abzugeben.
Böttcher, der zudem in diesem Jahr in den Ruhestand getreten ist, hat nun „Lust, mal was ganz anderes zu machen“, ohne Architektur, ohne Gebäude. Den Reitkurs für Erwachsene hat er bereits gebucht. Wendt möchte der Kirchengemeinde verbunden bleiben, sich aber künftig vor allem inhaltlich einbringen. „Die Räume haben wir gebaut, jetzt geht es darum, sie mit Leben zu füllen“, sagt er.
Beide werden sich 2026 gemeinsam mit vielen anderen Menschen um das Jubiläumsjahr einer anderen Kirche in der Kirchengemeinde – der Notkirche - kümmern, die dann 80 Jahre alt wird. Auch das gehöre zusammen, denn die Notkirche gibt es nur deshalb, weil die Ludwigskirche nach den Zerstörungen im 2. Weltkrieg lange Zeit nicht nutzbar war.